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HochzeitsgedichteHochzeitsgedichte

Warum wird gefreit?

Der erste freit um die Dukaten,
der zweite um ein schön Gesicht.
Der dritte kann nicht länger warten,
der vierte, weil Mama so spricht.
Der fünfte ist nicht gern allein,
der sechste will doch auch mal frein.
Der siebente und achte sind so dumm,
die wissen selber nicht warum.

(anonym; aus Preußen)

Auch wenn heiteres Sticheln dazugehört: Solche ketzerischen Ansichten sollen hier vorne vor bleiben! Denn es geht um nicht weniger, als den schönsten Tag des Lebens gebührend zu preisen und rundum zu feiern, wozu die deutsche Lyrik mit einem kleinen, aber feinen Querschnitt beitragen und eine Kirsche auf die Torte setzen soll.
Bevor Theodor StormTheodor Storm und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben mit der Verlobung den freudigen Heiratsreigen beginnen, soll Wilhelm BuschWilhelm Busch dem anonymen Preußen im Namen der schweigenden Mehrheit Paroli bieten:

O wie lieblich, o wie schicklich,
sozusagen herzerquicklich
ist es doch für eine Gegend,
wenn zwei Leute, die vermögend,
außerdem mit sich zufrieden,
aber von Geschlecht verschieden,
wenn nun diese, sag ich, ihre
dazu nötigen Papiere,
sowie auch die Haushaltssachen
endlich mal in Ordnung machen
und in Ehren und beizeiten
hin zum Standesamte schreiten,
wie es denen, welche lieben,
vom Gesetze vorgeschrieben,
dann ruft jeder freudiglich:
Gott sei Dank! Sie haben sich!

(Wilhelm Busch, 1832-1908)

Dass nimmer trübe Ungemach,
dass fern euch bleibe Not und Schmach,
dass nie ihr eine Träne weint,
dass stets in Liebe ihr vereint,
dass stets ihr aller Sorgen bar,
das wünsch' ich dem verlobten Paar!

(Theodor Storm, 1817-1888)

O glücklich, wer ein Herz gefunden,
das nur in Liebe denkt und sinnt
und, mit der Liebe treu verbunden,
sein schön'res Leben erst beginnt.

Wo liebend sich zwei Herzen einen,
nur eins zu sein in Freud und Leid,
da muss des Himmels Sonne scheinen
und heiter lächeln jede Zeit.

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874)

Vor dem eigentlichen Akt der Vermählung erheben sich sehr musikalische Stimmen: Wolfgang Amadeus Mozart höchstselbst reimt seiner Schwester einen pfiffigen Rat zu den Ehestandspflichten, während Richard Wagner sich die Ehre gibt, mit eigenen Versen zu seiner wohl meistgespielten Melodie von der Hochzeitszeremonie ins Brautgemach zu geleiten.

Du wirst im Ehstand viel erfahren,
was dir ein halbes Rätsel war,
bald wirst du aus Erfahrung wissen,
wie Eva einst hat handeln müssen,
dass sie hernach den Kain gebar.
Doch, Schwester, diese Ehstandspflichten,
wirst du von Herzen gern verrichten,
denn glaube mir, sie sind nicht schwer.
Doch jede Sache hat zwo Seiten:
Der Ehstand bringt zwar viele Freunden,
allein auch Kummer bringet er;
drum, wenn dein Mann dir finstre Mienen,
die du nicht glaubtest zu verdienen,
in seiner üblen Laune macht,
so denke, das ist Männergrille
und sag: Herr, es gescheh dein Wille
bei Tag - und meiner bei der Nacht.

(Wolfgang Amadeus Mozart, 1756-1791)

Das Brautgemach

Treulich geführt ziehet dahin,
wo euch in Frieden die Liebe bewahr!
Siegreicher Mut, Minnegewinn
eint euch in Treue zum seligsten Paar.
Streiter der Tugend, schreite voran!
Zierde der Jugend, schreite voran!
Rauschen des Festes seid nun entronnen,
Wonne des Herzens sei euch gewonnen!
Duftender Raum, zur Liebe geschmückt,
nehm euch nun auf, dem Glanze entrückt.
Treulich geführt ziehet nun ein,
wo euch in Segen die Liebe bewahr!
Siegreicher Mut, Minne so rein
eint euch in Treue zum seligsten Paar!

(Richard Wagner, 1813-1883; aus dem 3. Aufzug der Oper Lohengrin)

Glückwünsche zur Hochzeit sowie kenntnisreiche Ratschläge über das Eheleben gehen vor dem Altar und beim Standesamt immerzu Hand in Hand. Martin Opitz weiß etwas Fundamentales zur Hochzeitsnacht zu sagen, während Friedrich von Logau und ein unbekannter Autor der Barockzeit ihre Eheweisheiten in saftige Bilder kleiden, bis Ludwig Uhland mit seinen Glückwünschen hinterher kommt.

Ruhet dann, jedoch erweget,
Liebes Paar, es sey die Nacht
Eh es morgen sieben schläget
Nicht zum Schnarchen nur gemacht.
Zwey die müssen Wache seyn;
Schlaffen kan man wol allein.

(Martin Opitz, 1597-1632)

Hochzeit-Wuntsch

Werthes Paar! das gantze Leben
Sey bey euch ein steter Krieg,
So daß Beyden sey gegeben
Gleiche Beut und gleicher Sieg.
Kämpfft mit Liebe gegen Liebe,
Und mit Treu kämpfft gegen Treu;
Daß euch Zwiespalt nie betrübe,
Niemals auch der Kauff bereu.

(Friedrich von Logau, 1605-1655; gekürzt )

Scherzgedicht vom sauersüßen Ehestand

Die Bienlein Honig ha'n, damit sie uns ergötzen,
ein Stachel sie auch ha'n, damit sie uns verletzen;
darum das Bienlein ist ein sauersüßes Tier,
wer sich vorm Stachel fürcht, kein Honig find er hier.
Ein solches Bienlein ist der heilig Stand der Ehe,
da find sich Honigfreud, da find sich Sorg und Wehe:
Dies Bienlein sauersüß von Freud und Sorg gemacht,
Herr Bräutigam und Braut, dies sag ich euch, habt acht!

(anonym; aus dem Jahr 1644)

Verspätetes Hochzeitlied

Die Muse fehlt nicht selten,
Wenn man sie eben will;
Sie schweift in fernen Welten,
Und nirgends hält sie still.
Die Schwärmerin verträumet
Gar oft den Glockenschlag,
Was sag ich? Sie versäumet
Selbst einen Hochzeittag.

So auch zu eurem Feste
Erscheinet sie zu spät
Und bittet nun aufs Beste
Dass ihr sie nicht verschmäht.
Des schönsten Glückes Schimmer
Erglänzt euch eben dann,
Wenn man euch jetzt und immer
Ein Brautlied singen kann.

(Ludwig Uhland, 1787-1862)

Somit poetisch und herzlich für ein langes Leben in guten und schlechten Tagen gerüstet, widmen wir uns hier schließlich den gleichfalls festträchtigen Spätfolgen einer Vermählung. Fünfundzwanzig Ehejahre versilbert Franz Grillparzer mit seinen Strophen, Luise Büchner feiert das goldene halbe Jahrhundert eines Lebensbundes.

Gold und Silber

Goldmacher sind verrufen schier,
Wie wohl ein jeder weiß,
Doch bleiben zwei, die längst erprobt,
Die Ehe und der Fleiß.

Der Fleiß macht Gold; nicht jeder triffts,
Man plagt sich früh und spat
Und dankt zuletzt dem lieben Gott,
Wenn man sein Auskomm hat.

Die Ehe ist viel besser dran,
Sie braucht nicht Glück, nur Zeit,
Nach fünfundzwanzig Jahren ist
Sie silbern, so wie heut.

Noch fünfundzwanzig - ihr sollt sehn,
Ich lad euch freundlich ein,
So wird sie - wie jetzt silbern nur -
So wird sie golden sein.

Wer Lieb und Treu im Herzen trägt
Und wem sich Gleiches weiht,
Für den ist, wie der Weltsturm braust,
Noch heut die goldne Zeit.

(Franz Grillparzer, 1791-1872)

Zu einer goldnen Hochzeit

Schweift der Geist zurück in jene Tage
Alter Zeiten, Schön'res er nicht findet,
Als das Schicksal, welches eine Sage
Uns von Philemon und Baucis kündet.

Treuerprobt im Glücke und im Leide,
Wuchs ihr Leben so in Eins zusammen,
Dass - damit der Tod sie niemals scheide,
Ließ ein Gott aus ihnen Bäume stammen

Deren Zweige unauflöslich breiten
Sich zum Schattendache, und ein Tempel
Werden vielen Paaren, die voll Freuden
Nehmen dran ein liebendes Exempel.

Und mir däucht, es sei in diesem Paare
Philemon und Baucis neu erstanden -
Silberhell erglänzen ihre Haare,
Golden ihrer Treue feste Banden.

Treuerprobt im Glücke und im Leide,
Wuchs ihr Leben ganz in Eins zusammen,
Doch ein mild'rer Gott noch ließ für Beide
Höh're Freude, süß'res Glück entstammen.

Noch im Vollgenuß der Lebensfülle,
Frisch am Geiste, frisch des Herzens Triebe,
Feiern sie in edler Menschenhülle
Heut' das seltne Jubelfest der Liebe!

Wohl seh' ich zwei Bäume sich verschlingen,
Doch nur als Symbol von jener Sage -
Lass't es euch von treuen Freunden bringen,
Die sich mit euch freu'n an diesem Tage!

(Luise Büchner, 1821-1877)

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