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Das kleine Lyrik-Lexikon R-Z

Dichter, sonstige erwähnte Personen und Fachbegriffe, die auf diesen Seiten auftauchen, in kurz-bündigen Erklärungen.
führt zu eigenen Themenseiten der betreffenden Stichworte.

R

Rederstorff, Maternus - Über Lebensdaten und -umstände war lediglich in Errfahrung zu bringen, dass der Autor als Geistlicher im Vatikan wirkte, so als Generallektor der Philosophie und apostolischer Pönitenziar an der Lateranbasilika; seine Übersetzungen des Franziskus von Assisi erschienen 1910.

Übersetzungen:
Franziskus von Assisi: Sonnengesang (Religiöse Gedichte).

Regis, Johann Gottlob - 23.4.1791, Leipzig - 29.8.1854, Breslau. Pfarrerssohn, studierte Jura in Leipzig, widmete sich dann alten und neuen Sprachen und Literaturen, Privatgelehrter und Übersetzer. - Regis' Übertragung von Rabelais' Roman "Gargantua und Pantagruel" (1832) ist bis heute unübertroffen; daneben arbeitete er auch an Swift, Shakespeare, Boiardo, dem Liederbuch vom Cid und Michelangelos Gedichten.

Übersetzungen:
William Shakespeare: Sonett IX (Shakespeare); Sonett XVIII (Sommergedichte); Sonett LXV (Shakespeare); Sonett CXXX (Shakespeare); Sonett CXLIV (Shakespeare); Sonett CXLVII (Shakespeare).
Sir Philip Sidney: O Kuss, du Spender... (Englische Gedichte).

Reim - Ein Gleichklang (= reiner Reim) oder ähnlicher Klang (= unreiner Reim) innerhalb von mindestens zwei Versen, zumeist in der Position des Endreims, auch Binnen- und Anfangsreime kommen vor. Daneben gibt es einen veralteten Gebrauch von "Reim" als Synonym für "Vers", z.B. Kinder-, Schüttelreim.

Riedel, Karl - 6.10.1827, Wuppertal - 3.6.1888, Leipzig. Zunächst Seidenfärber, dann musikalische Studien am Konservatorium Leipzig, Kapellmeister und Chorleiter, der Volkstümlichs und Unbekanntes an die Öffentlichkeit brachte oder bearbeitete; Professor und Ehrendoktor.

Gedichteauswahl:
Kommet, ihr Hirten... (Weihnachtslieder).

Rigveda - Enstanden 1750-1200 v.u.Z. Eine umfangreiche Sammlung religiöser Schriften und Gesänge aus Indien, eine der wichtigsten und ältesten Quellen des Hinduismus.

Gedichteauswahl:
Der Uranfang (Religiöse Gedichte).

Rainer Maria RilkeRilke, Rainer Maria - 4.12.1875, Prag - 29.12.1926, Val-Mont/Wallis. Sohn eines Eisenbahninspektors und verhinderten Offiziers, auf dessen Drängen Kadett in Militäranstalten, dann Studium der Kunst- und Literaturgeschichte, Entschluss eine berufslose Dichterexistenz zu führen. Vielerlei Reisen, Aufenthalte bei Gönnern; Lebensmittelpunkt seiner letzten Jahre wurde der Schlossturm von Muzot (Wallis). - Einer der weltweit berühmtesten deutschsprachigen Lyriker, galt vielfach bis weit ins 20. Jahrhundert als der Dichter schlechthin. Obwohl von großer Bandbreite und eine enorme Entwicklung durchlaufend, ist sein lyrisches Werk durch seine sprachliche Virtuosität sowie Feinheit der Empfindung und Anschauung immer unverkennbar. Besonders in seinen letzten Lebensjahren hat Rilke zahlreiche Gedichte auf Französisch verfasst; als Übersetzer aus vielerlei Sprachen hat er Großes geleistet. Auch als Erzähler vermochte er seinen ganz spezifischen Ton zu verwirklichen, besonders in seinem einzigen Roman "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910).

Gedichteauswahl:
Abschied (Abschiedgedichte); Archaischer Torso Apollos; Der Panther; Der Tod ist groß...; Die Liebenden (Erotische Gedichte); Du, der ichs nicht sage... (Sehnsuchtsgedichte); Du dunkelnder Grund...; Eingang; Herbsttag (Herbstgedichte); Ich fürcht mich so...; Komm her ins Kerzenlicht... [aus "Requiem"]; Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden... (Melancholische Gedichte); Liebes-Lied (Liebesgedichte); O alter Fluch der Dichter... [aus "Requiem"]; Sonett an Orpheus I/14; Sonett an Orpheus II/24; Tränenkrüglein (Melancholische Gedichte); Vorfrühling (Frühlingsgedichte).
Übersetzungen:
Elizabeth Barret Browning: Du hast, mein Dichter... (Englische Gedichte); Elizabeth Barret Browning: Geh fort von mir... (Trennungssgedichte); Louise Labé: Ich leb, ich sterb... (Französische Gedichte); Giacomo Leopardi: L'Infinito (Gedichte zum Nachdenken); Michail Lermontow: Strophen (Melancholische Gedichte).

Rimbaud, Arthur - 20.10.1854, Charleville - 10.11.1891, Marseille. Sohn eines Infanteriehauptmanns, sehr begabt und frühreif, riss er mehrfach vor der strengen Erziehung er Mutter aus, lebte ab 1871 in Paris mit Freund und Förderer Paul Verlaine, mit dem er nach einem Streit, bei dem er ihn mit einem Pistolenschuss verletzt hatte, brach, um ein unstetes Wanderleben fast rund um die Welt zu führen und nach 1874 jede literarische Tätikeit einzustellen. Nach Knietumor Beinamputation und Tod 1891, ohne zu erfahren, dass Verlaine ihn durch Publikationen bekannt gemacht hatte. - Äußerst wirkungsreicher Wegbereiter des Symbolismus und der Dekadenz in der Weltliteratur, der sich unter dem Einfluss Victor Hugos und Charles Baudelaires virtuos die poetischen Techniken anverwandelte - literarisch und als Persönlichkeit ein singuläres Phänomen, ein lyrisches Wunderkind. Rebellentum und Freiheitsdrang richten sich gegen Konformismus, Moral, Religion und Gesellschaftsordnung. Seine rauschhaft-visionären Bilder, exzentrische Wortwahl und der von ihm eingeführte 'vers libre' markierten einen Wendepunkt der französischen Literatur, einen Durchbruch des Ästhetizismus zur Realität.

Gedichteauswahl:
Der Schläfer im Tal (Französische Gedichte).

Joachim RingelnatzRingelnatz, Joachim7.8.1883, Wurzen - 17.11.1934, Berlin; eigentlich Hans Bötticher. Sohn des Jugendschriftstellers Georg Bötticher, ging als Schiffsjunge zur See, später verschiedene Berufe, im 1. Weltkrieg bei der Marine. Dannach Mitarbeiter bei Satiremagazinen und Kabarettbühnen, trat bis 1933 als Vorträger eigener Gedichte auf. - Berühmt als humoristischer Lyriker, war auch Erzähler (Autobiographie seines abenteuerlichen Lebens) und Maler. Meister zwischen spielerisch-groteskem Un- und Tiefsinn, Zeitsatire, Schwermut und Sarkasmus.

Gedichteauswahl:
Aneinander vorbei; Aufgebung; Bär aus dem Käfig entkommen; Bumerang (Lustige Gedichte); Chanson vom großen Publikum (Politische Gedichte); Das Terrbarium; Dresden; Ehrgeiz (Trauergedichte); Ein männlicher Briefmark (Lustige Gedichte); Flugzeuggedanken; Geburtstagsgruß (Geburtstagsgedichte); Hinrichtungen; Immer wieder Fasching (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche); Ich habe dich so lieb ... (SMS-Gedichte); In der Neujahrsnacht (Neujahrsgedichte); Landregen (Sommergedichte); Lächelnd ab; Lebhafte Winterstraße; Nichts geschieht; Olympische Hymne; Pinguine (Kindergedichte); Rachegelüst; Rettende Insel; Schwebende Zukunft; Seemannstreue; Sehnsucht nach zwei Augen; Silvester (Silvestergedichte); Silvester bei den Kannibalen (Schwarzer Humor); Und keins von diesen schönen Mädchen weiß; Vorfreude auf Weihnachten (Weihnachtgedichte); Wir sind, sagen die Lauen...; Zu einem Geschenk (Geburtstagsgedichte).

Robinson, Terese - 1873-1933?. Pseudonym für Karin Delmar; zu dieser Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen sind nur unsichere und unvollständige Daten zu finden. Ihre Baudelaire-Übertragungen erscheinen 1925, die der Shakespeare-Sonette 1927 in München. Sie wurde von den Nazis verschleppt und blieb verschollen.

Übersetzungen:
William Shakespeare: Die Sonne hat noch kaum... (Shakespeare); Sonett II (Shakespeare); Sonett XVIII (Shakespeare), Sonett XX (Shakespeare); Sonett XXVII (Shakespeare); Sonett LXV (Englische Gedichte).

Rosegger, Peter - 31.7.1843, Alpl bei Krieglach/Obersteiermark - 26.6.1918, Krieglach. Sohn eines armen Gebirgsbauern und Hirtenknabe, überwiegend Autodidakt; dann Buchhändler, Stipendiat (Akademie für Handel und Industrie), ging auf Reisen, Zeitschriftenbegründer und Vortragsreisender. - Vielgelesener Volksschriftsteller der Steiermark, realistisch, humorvoll und gemüthaft, anschaulicher Schilderer mit volkserzieherischer Tendenz.

Gedichteauswahl:
Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit ... (SMS-Gedichte); Wünsche zum neuen Jahr (Neujahrsgedichte).

Eugen RothRoth, Eugen - 24.1.1895, München - 28.4.1976, München. Sohn eines Publizisten, 1914 Kriegsfreiwilliger und schwer verwundet; Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte München, 1922 Promotion, Redakteur und freier Schriftsteller. - Als heiter-besinnlicher, witzig-satirischer Lyriker und Erzähler sehr erfolgreich.

Gedichteauswahl:
Wegen urheberrechtlicher Beschränkung nur Ausschnitte.

Rückert, Friedrich - 16.5.1788, Schweinfurt - 31.1.1866, Neuses bei Coburg. Sohn eines Rentamtmanns, Studium der Jura und Philologie, nach der Habilitation Lehrer, Redakteur und Professor, Beschäftigung mit arabischer, türkischer und persischer Literatur. - Sehr fruchtbarer spätromantisch-biedermeierlicher Lyriker, dessen enorme Virtuosität gelegentlich die Aussage banalisiert. Schrieb auch Kinderlieder und -märchen sowie historische Dramen. Große Verdienste um die Erschließung orientalischer Dichtung, meisterhafte Nachdichtungen und Handhabe ihrer Strophenformen.

Gedichteauswahl:
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muss ... (SMS-Gedichte); Ich wünsche, dass dein Glück... (Geburtstagsgedichte); Über alle Gräber... (Trauergedichte); Vom Guten zum Bösen... (Epigramme); Wem ein Geliebtes stirbt... (Trauergedichte); 40. Geburtstag (Geburtstagsgedichte).
Übersetzungen:
Mohammed Ibn Abdallah: Koransuren 1, 109, 112 (Religiöse Gedichte); Muhammad Schams ad-Din Hafis: Reiseziel (Gedichte vom Leben); Muhammad Schams ad-Din Hafis: Über Sein und Nichtsein... (Trauergedichte).

S

Saar, Ferdinand von - 30.9.1833, Wien - 24.7.1906, Döbling bei Wien. Offizier in der österreichischen Armee, 1859 nach Teilnahme am Italienfeldzug Austritt und freier Schriftsteller. Freitod wegen schwerer Krankheit. - Pessimistisch-psychologischer Schilderer der Wiener Gesellschaft und elegischer Lyriker der Dekadenz, von Lenau, Grün und Grillparzer beeinflußt.

Gedichteauswahl:
Alter (Abschiedsgedichte, Geburtstagsgedichte).

Sack, Gustav - 28.10.1885, Schermbeck bei Wesel - 5.12.1916 Finta Mare bei Bukarest. Lehrerssohn, Germanistikstudium und unstetes Leben, Soldat, Leutnant und gefallen im 1. Weltkrieg. - Frühexpressionistischer Erzähler und Lyriker unter Einfluß Nietzsches, mit Phantasie, Leidenschaft und Reflexionshang auch Suche nach neuen Wertordnungen.

Gedichteauswahl:
Der faule Mucker (Sommergedichte).

Salus, Hugo - 3.8.1866, Böhmisch-Leipa - 4.2.1929, Prag. Sohn eines Veterinärbeamten, studierte Medizin, renomierter Frauenarzt in Prag und wichtig in der dortigen Literaturszene. - Modischer Vertreter der Neuromantik, betont patriotischer und deutschnationale Jude, seinerzeit sehr erfolgreicher Lyriker sowie Prosaautor.

Gedichteauswahl:
Christabend (Weihnachtsgedichte)

Sappho - Um 600 v.u.Z., Insel Lesbos in der Ägäis. Von adeliger Herkunft lebte sie in Mytilene, war verheiratet, hatte eine Tochter; bei politischen Umwälzungen etwa 603-595 in Verbannung auf Sizilien, danach Erzieherin für höhere Töchter. - Die größte Dichterin der Antike wurde schon zu Lebzeiten hoch geachtet, später von Legenden umrankt diente sie auch den lateinsichen Lyrikern noch als Vorbild, bevor sie in Vergessenheit geriet. Erst der frühneuzeitliche Humanismus machte sie in Europa wieder bekannt, obgleich ihr Werk nur zu geringem Anteil und meist fragmentarisch erhalten blieb. In äolischem Dialekt, schlichter Sprache und vielgestaltiger Metrik (eine Odenstrophenform wurde nach ihr "sapphisch" benannt) schrieb Sappho überwiegend Hochzeitsgedichte, Liebeslieder und Hymnen auf Göttinnen, die für ihre Zeit ungewöhnlicherweise stets ihr persönliches Leben und ihre starke emotionale Beteiligung einbeziehen.

Gedichteauswahl:
Untergegangen sind der Mond und die Plejaden... (Liebeskummer-Gedichte).

Schack, Adolf Friedrich von - 2.8.1815, Brüsewitz bei Schwerin - 14.4.1894, Rom. Sohn eines Diplomaten und Großgrundbesitzers, studierte Jura, orientalische Sprachen und Literatur; zunächst preußischer Stadtsdienst, Orientreisen, schließlich im Münchner Dichterkreis, Kunstmäzen und Gründer der Schack-Galerie. - Formkünstlerischer Epigone der klassisch-romantischen Tradition. Wichtig als Kenner und Übersetzer spanischer und arabischer Literatur.

Gedichteauswahl:
Am Kamin (Wintergedichte)

Scheffel, Joseph Viktor von - 16.2.1826, Karlsruhe - 9.4.1886, Karlsruhe. Sohn eines Majors und Oberbaurats, Jurastudium mit Promotion, 1850-53 Rechtspraktikant, Austritt aus dem Staatsdienst und Leben auf Reisen und als freier Schriftsteller. - Der epigonale Lyriker, Versepiker und Erzähler mit seinen gemütvoll-humoriger Gestalten und romantisch-verklärten Stoffen gehörte seinerzeit zu den Liebslingsschriftstellern des Bürgertums.

Gedichteauswahl:
Die Falten um die Stirne... (Abschiedsgedichte); Die Mutterliebe (Muttertagsgedichte).

SchillerSchiller, Friedrich - 10.11.1759, Marbach - 9.5.1805, Weimar. Sohn eines Offiziers, Medizinstudium in einer fürstlichen Eliteschule, ab 1780 Regimentsmedicus. Sensationserfolg der Uraufführung seines rebellischen Dramas "Die Räuber" 1782 in Mannheim, Flucht von den Repressionen des Dienstes, danach in permanenten Finanz- und Krankheitsnöten über viele Berufs- und Lebensstationen nach Weimar gelangt. Ab 1794 in freundschaftlichem Austausch mit Goethe trotzte er seiner Hinfälligkeit noch literarisch sehr fruchtbare Jahre ab. - Schillers Hauptbedeutung als großer Klassiker der deutschen Literatur liegt im dramatischen Bereich, wo er nach seinen frühen Beiträgen zum "Sturm und Drang" die formvollendete Umsetzung seines leidenschaftlichen Idealismus anstrebte. Daneben verfasste er historische, ästhetische und philosophische Abhandlungen, Erzählungen und ein Romanfragment. Als Lyriker trat er vor allem mit Balladen und Epigrammen hervor.

Gedichteauswahl:
An den Frühling (Frühlingsgedichte); An die Philister (mit Goethe; Epigramme); An die Freude; Das deutsche Reich (mit Goethe; Epigramme); Das Kind in der Wiege; Das Lied von der Glocke; Der beste Staat; Der Handschuh; Der Kunstgriff; Die Bürgschaft; Erwartrung und Erfüllung (Epigramme); Goldnes Zeitalter (mit Goethe; Epigramme); Kastraten und Männer; Sag selbst... (Geburtstagsgedichte).
Übersetzungen:
Simonides von Keos: Wanderer, kommst du nach Sparta... (Kriegsgedichte).

Schlegel, August Wilhelm - 5.9.1767, Hannover - 12.5.1845, Bonn. Sohn des geistlichen Gelehrten und religiösen Lehrdichters Johann Adolf, Studium der Theologie und Philologie, dann Hauslehrer, Mitarbeiter an Schillers Zeitschriften und Professor; zusammen mit seinem Bruder Friedrich Mitinitiator der literarischen Bewegung der Romantik, ab 1804 Reisen durch Europa, 1816/17 Studium des Sanskrit in Paris und dann Begründer der altindischen Philologie in Deutschland, auch Lehrer Heinrich Heines. - Als romantischer Lyriker und Dramatiker epigonal und akademisch, als Theoretiker und Fundierer der Romantik arbeitete er seinem wirkungsreicheren Bruder Friedrich zu. Bedeutsam als Interpret und Literaturhistoriker, durch seine formale Virtuosität herausragender Übersetzer Dantes, Calderons und Shakespeares (bis heute maßgebende Gesamtübersetzung gemeinsam mit Tieck).

Übersetzungen:
William Shakespeare: Sein oder Nichtsein... (Melancholische Gedichte); William Shakespeare: Zweifle an der Sonne Klarheit... (Valentinstag-Gedichte).

Schmid, Christoph von - 15.8.1768, Dinkelsbühl - 3.9.1854, Augsburg. Aus armer Familie, Theologiestudium, Schulinspektor, katholischer Pfarrer, Domherr und Kirchenscholarch. - Einst vielgelesener Jugendschriftsteller, schrieb mit schlicht-moralischem Humor aus der Ritter- oder Legendenwelt.

Gedichteauswahl:
Ihr Kinderlein kommet... (Weihnachtslieder).

Schnitzer, Ignaz - 20.12.1839, Pest - 18.6.1921, Wien. Vor allem in Wien war er als Musikkritiker, Redakteur und freier Schriftsteller tätig, verfasste Operetten-Libretti, wobei das zu Johann Strauß' "Der Zigeunerbaron" (1885) am Bekanntesten ist.

Übersetzungen:
Sándor Petöfi: Todessehnsucht (Melancholische Gedichte).

Schopenhauer, Arthur - 22.2.1788, Danzig - 21.9.1860, Frankfurt/Main. Sohn eines patrizischen Kaufmanns und einer später bekannten Schriftstellerin, durch Erbschaft zeitlebens vermögend, in der Jugend europaweite Bildungsreisen, Kontakte zu Goethe, als Universitätsdozent in Berlin gescheitert; lebte dann zurückgezogen und erfuhr erst in seinen letzten Jahren für sein bereits 1819 erschienenes philosophisches Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" Anerkennung. Seine von Platon, Kant und dem indischen Brahmanismus beeinflusste, pessimistische und subjektivistische Philosophie gewann von da an Anhänger und epochale Wirkung.

Übersetzungen:
John Milton: An die Zeit (Valentinstag-Gedichte).

Schubart, Christian Friedrich Daniel - 24.3.1739, Obersontheim in Württemberg - 10.10.1791 Stuttgart. Sohn eines Pfarrvikars, Studium der Theologie, dann Hauslehrer, Präzeptor, Organist, Kapellmeister am württembergischen Hof, 1773 wegen zügelloser Lebensführung und respektloser Satiren ausgewiesen. Betrieb eine freisinnige Zeitung, von 1777-87 auf der Festung Hohenasperg eingekerkert, danach gesundheitlich ruiniert. - Wichtiger Lyriker zwischen Empfindsamkeit Sturm und Drang; neben passionierten politischen Gedichten auch volkstümliche Töne. Außerdem wirkte er als polemischer Publizist, schrieb Memoiren und Erzählungen.

Gedichteauswahl:
Freundschaft (Freundschaftsgedichte); Frühlingslied eines Greisen (Abschiedsgedichte).

Schwab, Gustav - 19.6.1792, Stuttgart - 4.11.1850, Stuttgart. Sohn eines Hofrats, Studium der Theologie, Philososophie und Philologie, Gymnasialprofessor, Zeitschriftenredakteur, Pfarrer. - Dem spätromantisch-biedermeierlichen Schwäbischen Dichterkreis zugehörig, pflegte Schwab als Lyriker volkstümliche Lieder und Balladen. Bekannt wurde er als Herausgeber und Nacherzähler antiker Mythen und deutscher Sagen.

Seidel, Heinrich - 25.6.1842, Perlin/Mecklenburg - 7.11.1906, Groß-Lichterfelde bei Berlin. Pfarrerssohn, Studium an Polytechnikum und Gewerbeakademie, Ingenieur, ab 1880 freier Schriftsteller. - Vor allem Erzähler kleinbürgerlichen Lebens, humorvolle Kleinstadtidyllen und -geschichten um seine Zentralfigur Leberecht Hühnchen.

Gedichteauswahl:
Das Huhn und der Karpfen (Lustige Gedichte); Der kleine Nimmersatt (Kindergedichte u. Weihnachtsgedichte).

Seume, Johann Gottfried - 29.1.1763, Poserna bei Weißenfels - 13.6.1810, Teplitz/Böhmen. Kam als armer Bauernsohn auf Gymnasium und Universität Leipzig, Abbruch des Theologiestudiums. Unfreiwillig als Soldat bei den vom hessischen Landgrafen nach Amerika verkauften Truppen, nach der Rückkehr als Deserteur preußischen Werbern in die Hände geraten. Ab 1787 privater Sprachlehrer, durch juristische und philologische Studien 1792 Magister und Hofmeister; zwischenzeitlich Offizier in der russischen Armee. 1801/02 unternahm er seinen aufsehenerregenden Spaziergang nach Syrakus, dann Reisen nach Russland, Finnland, Schweden. Zum Lebensende verarmt und krank. - Nicht zuletzt auch kulturhistorisch wichtig als politisch engagierter Erinnerungs- und Reiseschriftsteller in klarer, analytischer Prosa. Schrieb desweiteren Dramen, scharfe Aphorismen und Gedichte, darunter das volkstümlich gewordene "Wo man singet, lass dich ruhig nieder...".

Übersetzungen:
Thomas Gray: Elegie, geschrieben auf einem Dorfkirchhof (Englische Gedichte).

William ShakespeareShakespeare, William - 26.4.1564, Stratford-upon-Avon - 23.4.1616, Stratford-upon-Avon. Sohn eines Bürgermeisters, Weißgerbers und Handschuhmachers und einer Adligen; vieles in seiner Biographie, sogar seine Verfasserschaft der unter seinem Namen überlieferen Werke ist nicht letztlich geklärt; er kam in London als Schauspieler, Theaterschriftsteller und Bühnenunternehmer zu Ruhm und Vermögen, kehrte in seinen letzten Jahren zum Geburtsort zurück. - Shakespeares Historien, Tragödien und Komödien bilden in ihrer Sprachkraft, dramatischen Gestaltung und umfassenden Charakterisierungskunst einen Gipfel der Weltliteratur. Daneben schrieb er außer etlichen Versepen 154 Sonette, schwankend zwischen Spiel mit und Destruktion der konventionellen (petrakistischen) Liebeslyrik sowie vielleicht persönlichem Bekenntnis in der seinerzeit meistverbreiteten Gedichtform.

Gedichteauswahl:
Die Sonne hat noch kaum...; Sein oder Nichtsein... (Melancholische Gedichte); Sonett II; Sonett IX; Sonett XVIII (Übersetzerin: Robinson); Sonett XVIII (Übersetzer: Regis; Sommergedichte); Sonett XX (Übersetzerin: Robinson); Sonett XX (Übersetzer: George); Sonett XXVII; Sonett LXV (Übersetzer: Regis); Sonett LXV (Übersetzerin: Robinson; Englische Gedichte); Sonett LXXXIX; Sonett CXXX; Sonett CXLIV; Sonett CXLVII; Zweifle an der Sonne Klarheit... (Valentinstag-Gedichte).

Shelley, Percy Bysshe - 4.8.1792, Field Place in Sussex - 8.8.1822, Meer bei La Sepia in Italien. Aus reicher Familie, in Eton erzogen, als Mitverfasser eines atheistischen Pamphlets von der Uni Oxfort verwiesen; familiäre Zerwürfnisse, Freitod seiner 1. Ehefrau, mit einer seinen Unterhalt sichernden Erbschaft lebte er ab 1814 in der Schweiz und Italien, teils zusammen mit den romantiachen Dichterfreunden Byron und Keats, ab 1816 Ehe mit Mary geb. Godwin (Autorin des berühmten Schauerromans "Frankenstein"). Shelley kam bei einer Segeltour ums Leben, seine Feunde verbrannten den Leichnam am Strand. - Eine der herausragenden Dichterpersönlichkeiten der englischen Romantik und einer der bedeutendsten englischen Lyriker überhaupt. Schlichtheit und Schönheit der Sprachgebung zeichenen sein Werk aus, dem Facetten von idealistisch-philosophisch, sozialkritisch-revolutionär bis melancholisch-mystisch eignen. Er schrieb außerdem lyrische Dramen sowie poetologische und politisch radikale Essays. Daneben Übersetzer von Calderon und Goethes Faust I.

Gedichteauswahl:
An die Nacht (Gedichte der Romantik); An Englands Männer (Politische Gedichte); Indische Serenade (Sehnsuchtsgedichte); Wechsel (Englische Gedichte).

Shiki, Masaoka - 17.9.1867, Matsuyama - 19.9.1902, Tokyo; eigentlich Masaoka Tsunenori. Der Haiku- und Waka-Dichter studierte klassische japanische Literatur, war Zeitungsherausgeber, Kriegsberichterstatter und wichtiger Kritiker; er veröffentlichte auch Reiseberichte und poetologische Essays. In Rückbesinnung auf Basho und Buson belebte er das Kurzgedicht Haiku neu und prägte den heute weltbekannten Namen.

Gedichteauswahl:
An allen Häusern... (Haiku).

Sidney, Sir Philip - 30.11.1554, Penshurst/Kent - 17.10.1586, Arnheim/Holland. Aus hohem Adel, Studien und Reisen durch ganz Europa, Typ des vollendeten Gentlemans und Günstling der Königin Elisabeth I., Diplomat, zwischenzeitlich nur der Dichtung zugewandt, schließlich Gouverneur in den Niederlanden und an einer Verwundung in der Schlacht bei Zütphen gestorben. - Der universal gebildete ritterliche Humanist verfasste Sonette in italienischer Manier (Sonettenzyklus "Apostrophel and Stella"), deren Gefühlsüberschwang die Konventionen seiner Zeit durchbricht und auf spätere Epochen vorausweist. Weitere wichtige Werke sind der Schäferroman "Arcadia" und der Essay "Verteidigung der Poesie".

Gedichteauswahl:
O Kuss, du Spender rötlicher Juwelen... (Englische Gedichte).

Simonides - Um 556 v.u.Z., Insel Keos - 468 Akragas (Agrigento/Sizilien). Einer der größten Lyriker seiner Zeit, schrieb für Chöre und Epigramme und ist nur in Fragmenten erhalten. Sein Wanderleben führte über die wichtigsten Stationen Athen, Thessalien und Sizilien. Viel diskutiert wurde seine These, Malerei sei schweigende Dichtung und Dichtung redende Malerei.

Gedichteauswahl:
Wanderer, kommst du nach Sparta... (Kriegsgedichte).

Simrock, Karl - 28.8.1802, Bonn - 18.7.1876, Bonn. Studium der Jura und Germanistik bei damaligen Kapazitäten, ab 1823 preußischer Beamter, nach Entlassung wegen eines revolutionären Gedichtes 1830 auf seinem Weingut bei Bonn, dort ab 1850 Professor für deutsche Sprache und Literatur. - Bekannter als Germanist, der altgermanische und nordische Dichtung übersetzte, denn als Dichter von Balladen, Gesellschaftsliedern und Schwänken.

Übersetzungen:
Edda: Der Seherin Weissagung (Religiöse Gedichte).

Sommer, Elise - 1767, Stralsund - ?. Als geborene Brandenburg unterbrach sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter die Ausbildung, um den kranken Vater zu pflegen. Jung mit einem Kabinettsrat verehelicht und in rascher Folge zehn Kinder gebärend, diente sie ihrem Gatten zudem als Schreiberin, war nach dessen Tod auf Zuwendungen angewiesen. Aus einer zweiten Ehe flüchtete sie nach kurzer Zeit. Ort und Datum ihres Todes sind unbekannt. - Sommer widmete sich Themen aus den Bereichen Religion und Natur, publizierte in Zeitschriften; die Literatur fungierte ihr als Ausweg aus der Öde ihres Lebens.

Gedichteauswahl:
Bilder der Melancholie (Melancholische Gedichte)

Sonett - Die verbreitestste und wichtigste der Gedichtformen, die aus dem Italienischen (sonetto=Tönchen, kleiner Tonsatz) hervorgegangen sind. Als Erfinder gilt Petrus de Vinea (vor 1200 - 1249), Bekanntschaft erreichte es aber vor allem durch Dante Alighieri und Francesco Petrarca im 14. Jahrhundert, worauf es sich in allen europäischen Sprachen etablierte. Das strenge Formschema erlaubt zwar unterschiedliche Metren, auch die Reime sind im Laufe der unterschiedlich gehandhabt worden, doch besteht ein Sonett stets aus 14 Versen. Diese unterteilen sich in einen Aufgesang (2 vierzeilige Strophen, Quartette genannt) und einen Abgesang (2 dreizeilige Strophen, Terzette genannt) in der folgenden Reimung: abba - abba - cdc - dcd.

Southey, Robert - 12.8.1774, Bristol - 21.3.1843, Keswick. Ein Tuchhändlersohn, Studium in Oxford, Teil des Romantikerbündnisses 'Lake School', bereiste ausgedehnt die Iberische Halbinsel, nach revolutuionärem Idealismus wandelte er sich zum Konservativen, mit höchsten staatlichen Ehren versehen erkrankte er durch privates Unglück und Überarbeitung. - Wegbereiter der englischen Romantik zusammen mit Wordsworth und Coleridge. Am meisten Anerkennung fanden seine volkstümlichen, teils grotesken Balladen, während seinen umfangreichen Versepen wenig Nachruhm zuteil wurde. In seiner klaren Prosa beschäftigte er sich mit geschichtlichen und biographischn sowie zeitkritischen und satirischen Themen; trat außerdem als Übersetzer aus dem Spanischen hervor.

Gedichteauswahl:
Die Stechpalme (Englische Gedichte).

Spee von Langenfeld, Friedrich - 25.2.1591, Kaiserswerth bei Düsseldorf - 7.8.1635, Trier. Sohn eines Amtmanns, seit 1610 im Orden der Jesuiten, 1621 Priesterweihe, dann Lehrer und Professor der Philosophie, Grammatik und Moral an Jesuitenschulen. Leidenschaftliches Engagement gegen Hexenprozesse, betreute die Opfer und veröffentlichte die erste bahnbrechende Streitschrift "Cautio Criminalis" (1631), die in einigen Städten zur Abschaffung führte. In Trier bei der Pflege pestkranker Soldaten angesteckt. - Der größter katholische religiöse Lyriker des Barock, der Innigkeit, Naturverbundenheit, und Volkstümlichkeit pflegte, daneben auch mystische Jesusliebe und hochbarocke Schäfermotive.

Gedichteauswahl:
Zu Bethlehem geboren (Weihnachtslieder).

Stadler, Ernst - 11.8.1883 Colmar/Elsaß, - 30.10.1914, Zandvoorde bei Ypern. Sohn eines Staatsanwalts, Studium der Germanistik, Romanistik und vergleichenden Sprachwissenschaft, Dozent und Professor, starb auf dem Schlachtfeld. - Als Lyriker formstreng, dem Frühexpressionismus mit neuartigem rhythmisch-hymnischen Ausdruck und modernen Themen zugehörig. Ferner literaturhistorische Schriften, Essays, Herausgeberschaften und Übersetzungen.

Gedichteauswahl:
Glück (Valentinstag-Gedichte); In diesen Nächten (Sehnsuchtsgedichte); Schloss im Herbst (Herbstgedichte); Sommer (Sommergedichte).

Stifter, Adalbert - 23.10.1805, Oberplan/Böhmerwald - 28.1.1868 Linz/Donau. Sohn eines Webers und Händlers, iin Wien Studium der Jura, Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte; Unterhalt durch Privatunterricht in Adelshäusern (u.a. bei Fürst Metternich), ab 1848 in Linz als Schulrat, seit 1865 Hofrat im Ruhestand. - Der bedeutende österreichische Erzähler, der erst im 20. Jahrhundert wieder entdeckt wurde, entstammt dem Bürgertum des Biedermeier, schließt sich streng an das klassische Bildungs- und Humanitätsideal an. Als Lyriker trat er kaum in Erscheinung, neben vielen durch Naturschilderungen und klare, stille Intensität geprägten Erzählungen sind sein großer Bildungsroman "Der Nachsommer" und das böhmische Geschichtsepos "Witiko" zu erwähnen.

Gedichteauswahl:
Abschied (Trennungsgedichte).

Stolberg-Stolberg, Christian Graf zu - 15.10.1748, Hamburg - 18.1.1821, Schloß Windebye bei Eckernförde. Sohn eines dänischen Kammerherrn, Studium der Jura und Literatur, dannach Kammerjunker, Amtmann, Verwalter seiner Güter. - Der Lyriker und Dramatiker fand in den literarischen Strömungen seiner Zeit keine eigene Stimme, Mitglied des Dichterbundes Göttinger Hain, reiste mit Goethe in die Schweiz. Begabt als Übersetzer aus dem Altgriechischen.

Übersetzungen:
Kallinos: Aufforderung (Kriegsgedichte).

Theodor StormStorm, Theodor - 14.9.1817, Husum - 4.7.1888, Hademarschen. Advokatensohn aus alter Patrizierfamilie, Jurastudium, ab 1843 Advokat und Richter, seit 1864 im preußischen Staatsdienst Landvogt und Amtsrichter, 1880 pensioniert. - Mit seinen Gedichten wie als Novellist ("Immensee", "Der Schimmelreiter") ist er ein wichtiger Vertreter des poetischen Realismus; stimmungsintensive, lyrisch-bekenntnishafte Grundhaltung, geprägt von tragischen, dieseitigen Zügen, bürgerlicher Selbstbeschränkung und der norddeutschen Landschaft.

Gedichteauswahl:
Am Aktentisch; Beginn des Endes; Crucifixus; Dass nimmer trübe Ungemach... (Hochzeitsgedichte); Die Möwe und mein Herz; Die Stadt; Die Stunde schlug; Die Zeit ist hin; Doch du bist fern; Knecht Ruprecht (Nikolausgedichte); Lied des Harfenmädchens; Meeresstrand; Nun sei mir heimlich zart und lieb;Oktoberlied (Herbstgedichte); Ostern; O wär im Februar... (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche); Von Katzen; Weihnachtsabend (Weihnachtsgedichte); Welt-Lauf; Wer je gelebt in Liebesarmen (Liebesgedichte); Wie wenn das Leben... (Trauergedichte); Zur Taufe (Kindergedichte).

Stramm, August - 29.7.1874, Münster/Westfalen - 1.9.1915, bei Brest-Litowsk/Russland. Ein Beamter, ab 1905 im Reichspostministerium in Berlin, der 1909 nebenbei in Nationalökonomie promovierte und ein wesentlicher Vertreter experimenteller Lyrik wurde. Er nahm als Hauptmann der Reserve am 1. Weltkrieg teil und starb bei einem Sturmangriff der von ihm kommandierten Kompanie durch Kopfschuss. - Zu den Berliner Expressionisten um H. Walden stieß er erst in seinen letzten Lebensjahren, in denen seine poetische Begabung regelrecht explodierte. Sein radikal verkürzter Sprachstil eröffnete der Lyrik die damals neue Ausdrucksform, sich auf Rhythmik und Einzelwort zu konzentrieren; er verfasste auch Dramen in diesem Stil.

Gedichteauswahl:
Krieggrab (Kriegsgedichte); Patrouille (Kriegsgedichte); Spiel (Erotische Gedichte); Wunder (Liebesgedichte).

Strauß und Torney , Viktor von - 18.9.1809, Bückeburg - 1.4.1899, Dresden. Jura- und Theologiestudium, politische Karriere bis zu Ministerämtern, in welcher der orthodoxe Protestant den Liberalismus bekämpfte; ab 1866 als Privatmann volkspädagogisch und schriftstellerisch wirkend. - Vergessen sind seine erbaulichen und religiösen Gedichte und Romane, doch als Ägyptologe, Sinologe und erster bekannt gewordener Übersetzer von Laotses Taoteking ist von Strauß noch bekannt.

Übersetzungen:
Laotse: Das große Tao... (Religiöse Gedichte); Laotse: Der Himmel ist bleibend... (Gedichte vom Leben).

Strodtmann, Adolf - 24.3.1829, Flensburg - 17.3.1879, Steglitz bei Berlin. Sohn eines Pädagogen und Lyrikers, Studium, 1848 Beteiligung am antidänischen Aufstand, Gefangenschaft, danach in Bonn wegen demkratischer Parteinahme relegiert, in Paris, London, Amerika; ab 1856 Journalist, Herausgeber und Kritiker in Hamburg. - Nach anfänglich revolutionär gestimmer Lyrik schrieb er moderater und innerlicher, wandte sich zunehmend Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen sowie Editionen und Dichterprofilen zu.

Übersetzungen:
Percy B. Shelley: An die Nacht (Gedichte der Romantik); Percy B. Shelley: An Englands Männer (Politische Gedichte); Percy B. Shelley: Wechsel (Englische Gedichte); Alfred Lord Tennyson: Liebe und Tod (Englische Gedichte).

Sturm, Julius - 21.7.1816, Köstritz - 2.5.1896, Leipzig. Pastorensohn, Studium der Theologie; Hauslehrer, Erzieher eines Erbprinzen, Gymnasiallehrer, schließlich Pfarrer seiner Heimatstadt. - Konservativer, aufs Erbaulich-Belehrende fixierter Lyriker, Fabeldichter und Theologe.

Gedichteauswahl:
Mein Mütterlein (Muttertagsgedichte).

T

Taliesin - Um 550; ein halb sagenhafter walisischer Barde, 690 erstmals bei Nennius erwähnt. Seit etwa 1275 ist ein "Book of Taliesin" bekannt, das 12 ihm zugeschriebene Gedichte (Helden- und Preislieder, religiöse und mythischen Dichtungen, Elegien) und eine Heldensage enthält; wahrscheinlich sind nur die Heldenlieder authentisch.

Gedichteauswahl:
Weißt du, wo die Nacht bleibt... (Gedichte zum Nachdenken).

Tennyson, Alfred - 6.8.1809 Somersby/Lincolnshire - 6.10.1892, Aldworth/Sussex; eigentlich Alfred Lord Tennyson of Aldworth and Farringford.Der Sohn eines Geistlichen studierte in Cambridge und bereiste Spanienreise, begründete nach langer Missachtung mit einer zweibändigen Gedichtausgabe 1842 triumphalen Ruhm; 1850 "poet laureate", ab 1869 lebte er zurückgezogen in einem selbsterbauten Haus in Aldworth/Haslemere, wurde1884 geadelt. - Der Spätromantiker wurde besonders als Lyriker mit großem Sinn für Musikalität und Verbalästhetik zum hoch angesehenen Repäsentanten des viktorianischen Zeitalters. Dessen vorwärtsgerichtete, expansive und moralisch strenge Terndenz affirmierte er meist in antiken und exotischen Sujets, galt nach seiner Epoche jedoch auch als rein virtuoser, unpersönlich-glättender Dichter; seine Dramen erwiesen sich als nicht bühnenwirksam.

Gedichteauswahl:
Liebe und Tod (Englische Gedichte).

Terzine - Eine dreizeilige Strophenform, die von Dante Alighieri in seinem Epos "Die göttliche Komödie" (1320) eingeführt und vom der Italienischen ausgehend in den europäischen Literaturen eingebürgert wurde. Für das Metrum galt der jambische Elfsilber (im Deutschen ein fünfhebiger Jambus) als verbindlich, das Reimschema fordert eine Verkettung der Strophen, die beliebig weit fortgesetzt werden kann und mit einem Einzelvers abschließt; Muster: aba - bcb - cdc - ... - xyx - yzy - z. [Beispiel: Hugo von Hofmannsthal: Über Vergänglichkeit].

Ludwig ThomaThoma, Ludwig - 21.1.1867, Oberammergau - 26. 8. 1921, Rottach/Tegernsee. Sohn eines Oberförsters, Studium der Forstwissenschaft und Jura, danach Rechtsanwalt, Redakteur, im 1. Weltkrieg Krankenpfleger, freier Schriftsteller. - Volkstümlicher Erzähler, Dramatiker und Lyriker zwischen Naturalismus und Heimatkunst, derb-behaglicher Humor, auch Polemik gegen Spießer, Scheinmoral und Klerus. Am Bekanntesten wurden seine Lausbubengeschichten.

Gedichteauswahl:
An die Nationalen; Assessorchen; Christmette (Weihnachtsgedichte); Erster Mai; Fortschritt; Friede; Grässliches Unglück, welches eine deutsche Familie betroffen hat; Mein Dorf; Neujahr bei Pastors (Silvestergedichte); Resignation; Sexuelle Aufklärung (Erotische Gedichte); Silvesternacht (Neujahrsgedichte); Westfälische Kaisertage.

Thoreau, Henry David - 12.7.1817, Concord in Massachusetts/USA - 6.5.1862, Concord. Studierte in Harvard, arbeitete als Lehrer und Feldvermesser, teils enge Kontakte zu wichtigen Schriftstellern. Sein ganzes Engagement und die Literatur stellte er in den Dienst seiner Idee der Abkehr von den ökonomischen Zwängen der bürgerlichen Gesellschaft und Hinwendung zum autarken, naturverbundenen Leben. Dies setzte er vor allem 1845-47, quasi experimentell, in einer Hütte an einem Waldsee um, worüber er sein Hauptwerk "Walden" verfasste, einer Mischung aus autobiograpischenem und rechtfertigendem Bericht, didaktischem Essay, dicherischer Naturbeobachtung und Kontemplation. Weitere Essays, das Tagebuch und auch Lyrik wurden überwiegend posthum veröffentlicht, Thoreau erzielte weltweite Wirkung, z.B. auf Tolstoj, Gandhi, Hermann Hesse und die Naturschutzbewegung.

Gedichteauswahl:
Rauch (Religiöse Gedichte).

Tieck, Ludwig - 31.5.1773, Berlin - 28.4.1853, Berlin. Sohn eines Seilermeisters, Studium der Theologie, Philologie, Geschichte und Literatur; schriftstellerisch, publizistisch und dramaturgisch tätig avancierte er zum Mitbegründer der romantischen Bewegung (mit den Brüdern Schlegel), verkehrte mit den Geistesgrößen seiner Zeit; wechselhafte und umtriebige Existenz. - Vielseitiger, sehr fruchtbarer und in allen Formen versierter Dichter. Er begann mit Schauerromanen (William Lovell), verlegte sich dann auf Kunstmärchen und romantische Erzählungen sowie Lesedramen und satirische Lustspiele (Der gestiefelte Kater), schließlich in nachromatischem Realismus auf historisch-zeitkritischen Novellen. Als Lyriker erreichte er nicht die Popularität und Eigenständigkeit wie in den anderen Gattungen. Bedeutsam war er auch als Herausgeber, Übersetzer (bis heute maßgebende Gesamtübersetzung Shakespeares gemeinsam mit August Wilhelm Schlegel) und Kritiker.

Gedichteauswahl:
Carneval (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche); Mondbeglänzte Zaubernacht... (Gedichte der Romantik); Zeit (Zeit-Gedichte).

GeorgTraklTrakl, Georg - 3.2.1887, Salzburg - 3.11.1914, Krakau. Großbürgerliches Elternhaus; Apothekerlehre, 1910 Abschluss eines Pharmaziestudiums in Wien. Berufliches Scheitern, familiärer Ruin, Suchtkrankheiten und das Verhältnis zu seiner jüngeren Schwester Margarethe prägten sein Leben bis zum Kriegsanfang. Seine Lyrik fand ab 1912 zunehmend Beachtung, Verleger und Mäzene. Als Sanitäter nahm er ab Spätsommer 1914 am östlichen Krieggeschehen teil, Suzidversuch nach der Schlacht bei Grodek/Galizien. Einlieferung ins Garnisonsspital Krakau, wo er an einer Überdosis Kokain starb.

Gedichteauswahl:
An die Schwester; An die Verstummten; Gesang einer gefangenen Amsel; Grodek; Heiterer Frühling; Im Frühling (Liebesgedichte); In ein altes Stammbuch (Melancholische Gedichte); Menschheit; Musik im Mirabell; Rondel (Gedichte zum Nachdenken); Sebastian im Traum; Seele des Lebens; Sommer (Sommergedichte); St.-Peters-Friedhof; Verklärter Herbst (Herbstgedichte).

Trochäus - der, Plural Trochäen; von dem griechischen Wort für "laufend". Neben Daktylus und Jambus die dritte Variante der metrischen Grundeinheit, die als Versfuß oder Takt bezeichnet wird. In den antiken Sprachen mit ihrer quantitierenden Metrik meint er eine lange Silbe, der eine kurze folgt, in der akzentuierenden Metrik des Deutschen eine betonte Silbe, der eine unbetonte folgt; Beispiele: Wunder, tu es.

Trojan, Johannes - 14.8.1837, Danzig - 23.11.1915, Rostock. Kaufmannssohn, Studium der Medizin und Germanistik; Journalist und Professor. - Humorvoller Erzähler, Lyriker, Jugendschriftsteller; außerdem autobiographische und botanische Werke.

Gedichteauswahl:
Lob der Mutter (Muttertagsgedichte).

Kurt TucholskyTucholsky, Kurt - 9.1.1890, Berlin - 21.12.1935 Hindås bei Göteborg/Schweden. Kaufmannssohn, Jurastudium, seit 1913 Mitarbeiter der 'Schaubühne' (später 'Weltbühne'), Korrespondent in Paris. 1929 Emigration nach Schweden, 1933 Ausbürgerung und Bücherverbrennung durch Nazis, wegen deren Erfolge er sich das Leben nahm. - Geistreich-ironischer Moralist und Polemiker, linksorientierter, pazifistischer Humanist. Schrieb satirisch-kabarettistische Lyrik, Chansons, dazu Idylliker, Feuilletonist und Kritiker.

Gedichteauswahl:
Auf einen Ring; Die Insel; Augen in der Großstadt; Aus!; Berliner Fasching (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche); Erinnerung und Erfüllung; Für Mary; Für seine Meli; Groß-Stadt-Weihnachten (Weihnachtsgedichte); Kölner Karneval (Schwarzer Humor); Letzte Fahrt (Schwarzer Humor); Löwenliebe (Erotische Gedichte); Mikrokosmos; Rosen auf den Weg gestreut (Politische Gedichte); Sehnsucht nach der Sehnsucht; Sie schläft; Silvester (Silvestergedichte); Warum lächelt die Mona Lisa... (Lustige Gedichte).

U

Uhland, Ludwig - 26.4.1787, Tübingen - 13.11.1862, Tübingen. Sohn eines Universitätssekretärs, ab 1801 Studium.der Jura und Philologie. Ab 1811 Anwalt in Tübingen, 1819-39 liberaler Abgeordneter im württembergischen Landtag, 1848 in der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Ab 1829 Professor und Privatgelehrter für deutsche Sprache und Literatur. - Der volkstümliche, naturnahe, vielfach vertonte Lyriker gilt als bedeutendster Vertreter der schwäbischen Spätromantik. Neben den Brüdern Grimm Begründer der Germanistik, bedeutender Erforscher und Herausgeber von Sagen, Volksliedern und mittelhochdeutscher Dichtung.

Gedichteauswahl:
Des Sängers Fluch (Gedichte der Romantik); Frühlingsglaube (Frühlingsgedichte); Verspätetes Hochzeitslied (Hochzeitsgedichte).

Unbekannte Autoren

Gedichteauswahl:
A B C, die Katze lief im Schnee... (Kinderlieder); Ach, du lieber Nikolaus... (Nikolausgedichte); April, April... (Frühlingsgedichte); Auf einem Baum ein Kuckuck saß... ; Der Morgen graut, wir sind die Letzten... (Geburtstagsgedichte); Die Pfann' kracht... (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche); Dornröschen (Kindergedichte); Dû bist mîn, ich bin dîn... (Liebesgedichte); Ei du lieber, heil'ger Christ... (Nikolausgedichte); Ene, mene, miste... (Kinderlieder); Guten Abend, gute Nacht... (Kindergedichte); Fingerspiel (Kinderlieder); Hänschen klein ging allein... ; Hänsel und Gretel (Kindergedichte); Herr Nikolas, Herr Nikolas... (Nikolausgedichte); Holler boller Rumpelsack... (Nikolausgedichte); Hoppe, hoppe, Reiter... (Kinderlieder); Knecht Ruprecht, du tägst huckepack... (Nikolausgedichte); Lasst uns froh und munter sein... (Nikolausgedichte); Lieber, guter Nikolaus... (Nikolausgedichte); Lieber guter Weihnachtsmann... (Nikolausgedichte); Mein Vater kaufte sich ein Haus... (Ostergedichte); Niklas ist ein braver Mann... (Nikolausgedichte); Nikolaus, du guter Mann... (Nikolausgedichte); Nikolaus, sei unser Gast... (Nikolausgedichte); Scherzgedicht vom sauersüßen Ehestand (Hochzeitsgedichte); Schlaf, Kindlein, schlaf... (Kindergedichte); Warum wird gefreit? (Hochzeitsgedichte); Wir kennen den Vater... (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche); Zungenbrecher (Kindergedichte); 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7... (Kinderlieder).

V

Vagantendichtung - Weltliche Lieder des 12. Jahrhundert, meist Lateinisch, in Handschriften-Sammlungen überliefert, deren berühmteste die "Carmina Burana" aus Bayern ist. Vaganten wurden die fahrenden Theologiestundenten genannt, von denen manche zu Amt und Würdegelangten, andere zeitlebens auf Wanderschaft blieben.

Gedichteauswahl:
Letzter Wille (Abschiedsgedichte).

Verlaine, Paul - 30.3.1844, Metz - 8.1.1896, Paris. Offizierssohn, seit 1851 in Paris, Kommunalbeamter, dem Alkohol verfallen. Verließ Beruf und Gattin, um mit Arthur Rimbaud eine leidenschaftliche Freundschaft und ein Vagabundenleben zu führen, verletzte ihn im Streit mit Pistolenschüssen, dafür 1873-75 im Gefängnis; anschließend zwar dichterisch erfolgreich, doch verbrachte er seine letzten Jahre einsam und elend. - Herausragender französischer Lyriker, Wegbereiter des Symbolismus, der auch über Frankreich hinaus in hohem Maße wirksam wurde. Mit einer scheinbar unrhetorisch-natürlichen und anmutig-suggestiven, doch kalkulierten Sprachmusik gibt er menschliche Erfahrung in ganzer Bandbreite und Nuancierung wieder. Seine autobiographischen und literaturkritischen Schriften stehen im Schatten der Lyrik.

Gedichteauswahl:
Es glänzt der Himmel... (Französische Gedichte); Ostern (Ostergedichte).

Versmaß - s. Metrum.

Villon, François de - wahrscheinlich 1431, Paris - nach 1463; eigentlich François de Montcorbier oder des Loges. Sohn armer Eltern, benannt nach seinem reichen Wohltäter, der ihn erziehen und an der Sorbonne studieren ließ, 1449 Baccalaureus, 1452 Magister artium. Wildes Studentenleben, Raub- und Tötungsdelikte, Flucht, Kerker, Amnestie; nach Messerstecherei 1463 zum Galgen verurteilt, zu Verbannung begnadigt und seitdem verschollen. - Der bedeutendste spätmittelalterliche Poet Frankreichs. Sein schmales Werk folgt zwar traditionellen Formen, sprengt aber durch seine unmittelbar indiviuelle Aussage die damaligen Konventionen, indem er alle Erlebnisse und Emotionen seines verkommenen Lebens einbezieht.

Gedichteauswahl:
Lied der Gehenkten (Französische Gedichte).

Vischer, Friedrich Theodor - 30.6.1807 Ludwigsburg - 14.9.1887 Gmunden am Traunsee. Pfarrerssohn, ab 1825 Studium der Theologie und Philosophie in Tübingen; sprachgewaltiger, streitbarer Publizist und Professor für Literatur und Ästhetik. - Neben seinen philosophioschen, literaturhistorischen und kritischen Schriften pflegte er als Erzähler, und Lyriker vor allem Humor, Groteske und Parodie.

Gedichteauswahl:
Prähistorische Ballade (Liebesgedichte).

W

Wagner, Richard - 22.5.1813, Leipzig - 13.2.1883, Venedig. Der Musikdramatiker, der seine Werke ebenso dichtete wie komponierte und inszenierte, ist eine der herausragendendsten und wirkungsreichsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jaharhunderts. Die Hochzeitsmusik aus seiner Oper "Lohengrin" ist wohl seine meistgespielte Melodie.

Gedichteauswahl:
Treulich geführt ziehet dahin... (Hochzeitsgedichte).

Waiblinger, Wilhelm - 21.11.1804, Heilbronn/Neckar - 17.1.1830, Rom. Sohn eines Beamten, Studium der Theologie, Philosophie und Philologie. Freier Schriftsteller, Freundschaft mit Hölderlin, dem er nacheiferte, Mörike und G. Schwab, 1826 Übersiedlung nach Rom, Armut und Krankheit führten zu baldigem Tod. - Als Erzähler, Dramatiker und Lyriker genialisch begabt, gelangte er nicht zur Reife; pathetisch-sinnliche Sprache und Begeisterung für die Antike.

Gedichteauswahl:
Carneval (Faschingsgedichte und Fastnachtssprüche).

Walther von der Vogelweide - ca. 1170, vermutlich Niederösterreich - ca. 1230. Entstammte einem besitzlosem Ministerialengeschlecht von niederem Adel, orientierte sich im Minnesang zunächst an Reinmar von Hagenau. Sein Leben als fahrender Sänger führte ihn durch ganz Europa an viele Höfen und zu wichtigen Staatsereignissen. Urkundlich belegt ist zu seiner Biographie einzig ein Geldgeschenk des Bischofs Wolfger von Passau am 12.11.1203 in Zeiselmauer/Niederösterreich; alles andere ist aus literarischen Quellen oder indirekt erschlossen. Walther ist der bedeutendste Lyriker der mittelhochdeutschen Epoche, neben Minneliedern spruchhafte Lehrdichtung, politische und religiöse Dichtung.

Gedichteauswahl:
Ich saz ûf eime steine... (Melancholische Gedichte); Uns hat der Winter... (Wintergedichte).

Wang We - (auch Wang Wei) ca. 699, T'ai-yüan (Shansi) - 759 bei Ch'ang-an (Shensi). 721 Staatsprüfung, nach frühen Erfolgen wechselvolle Karriere; Hof- und Regierungsämter, Zensor. Nach politisch engagierter Dichtung wendet er sich Landschaftsmotiven und medidativer Stille zu. Seinen Lebensabend verbrachte er zurückgezogen, verehrte Buddha, wurde auch als Maler hochbedeutend. Su Dung-po fand "in Wang Wes Lyrik Malerei und in seiner Malerei Lyrik".

Gedichteauswahl:
Herbstabend im Gebirge (Trauergedichte).

Weber, Georg - 10.2.1808, Bergzabern/Pfalz - 10.8.1888, Heidelberg. Studierte Geschichte und Philologie, Lehrer und Schuldirektor, namhafter Historiker (gab eine sechzehnbändige Weltgeschichte heraus) und Literaturwissenschaftler.

Übersetzungen:
Pierre-Jean Béranger: Der alte Vagabund (Französische Gedichte).

Weckherlin, Georg Rudolf - 15.9.1584, Stuttgart - 13.2.1653, London. Als Sohn eines hohen Hofbeamten studierte er Jura, unternahm eine Bildungsreise durch Westeuropa, machte dann auch als Hofdichter in Stuttgart eine poltische Karriere, die ihn ab 1620 nach England führte. - Der frühe Barocklyriker versuchte unter französischem Einfluss, damals moderne ausländische Formen der Dichtung im Deutschen fruchtbar zu machen; durch aparte Stoffe gewann er eine eigenwillige Diktion für seine höfischen Lieder, Oden, Gelegenheitsverse und Epigramme.

Gedichteauswahl:
Der Frauen M. v. Sherstehts Grabschrifft (Epigramme).

Wedekind, Frank - 24.7.1864, Hannover - 9.3.1918, München. Sohn eines Arztes und einer Schauspielerin. Aufgewachsen in Aarau/Schweiz, Jurastudium, journalistische Reisetätigkeit, dann Reklamechef einer großen Firma, Zirkussekretär. Ab ca. 1889 meist in München als freier Schriftsteller, Dramaturg, Schauspieler, Kabarettist, Rezitatior und Sänger. 1899/1900 Festungshaft wegen Majestätsbeleidigung. - Der Bürgerschreck und Bohemien Wedekind ist bis heute vor allem als exzentrischer, satirischer und bisweilen zynischer Dramatiker bekannt, der ein freies Triebleben wider die Scheinmoral der Gesellschaft stellt; am Bedeutendsten sind "Frühlings Erwachen" (Drama, 1891) und die Lulu-Tragödien "Erdgeist" (1895) und "Die Büchse der Pandora" (1904). Als Lyriker mit satirischen-sarkastischen Liedern und Balladen für das Kabarett erfolgreich; seine Sammlung "Die vier Jahreszeiten" (1905) ist zudem von deftig-direkter Erotik dominiert.

Gedichteauswahl:
Der Tantenmörder (Schwarzer Humor); Liebesantrag (Valentinstag-Gedichte); Silvester (Silvestergedichte).

Weiße, Christian Felix - 28.1.1726, Annaberg - 16.12.1804 Leipzig. Sohn eines Gymnasialdirektors, 1745-50 Studium der Philologie und Theologie, danach Privatlehrer, Kreissteuereinnehmer, Erbe eines Ritterguts. - Als Bühnenautor, Lyriker und Jugendschriftsteller ein vielseitiger Schriftsteller der Aufklärung.

Gedichteauswahl:
Der Kuss (Erotische Gedichte).

Weissmann, Maria Luise - 20.8.1899, Schweinfurt - 7.11.1929, München. Tochter eines Gymnasialprofessors, Sekretärin eines Literarischen Bundes und Verlagsmitarbeiterin. Starb an einer Angina. - Ihre subtil bildhafte und metaphysisch orientierte Lyrik steht im Gefolge Rilkes und Hofmannsthals; sie verfasste auch Prosa, Essays und Nachdichtungen Paul Verlaines.

Gedichteauswahl:
Jahres-Ende (Silvestergedichte).

Wernicke, Christian - Januar 1661, Elbing - 5.9.1725, Kopenhagen. Sohn eines Stadtsekretärs, Studium der Philosophie und Poesie, danach als Hofmeister, Privatgelehrter und Gesandter viel auf Reisen. - Epigrammatiker und Satiriker, höfisch und sprachlich versiert. An Hoffmannswaldau geschult, wandte er sich durch die Begegnung mit der französischen Literatur vom spätbarocken Schwulststil ab.

Gedichteauswahl:
Neujahreswünsche (Neujahrsgedichte).

Whitman, Walt (Walter) - 31.5.1819, West Hills/Long Island, New York - 26.3.1892 Camden, New Jersey. Sohn eines Zimmermanns und einer Quäkerin; Druckergehilfe, Lehrer, Journalist und politischer Publizist; ab 1855 erschien sein bis zuletzt umgearbeitetes und ausgebautes lyrisches Hauptwerk "Leaves of Grass" (Grashalme); 1864-73 kleiner Beamter in Washington, dann nach Schlaganfall 1873 in dürftigen Verhältnissen; von Verehrern umgeben beförderte er seine eigene Legende. - Als seherischer Sänger Amerikas und dessen kultureller Autonomie, den Idealen von Demokratie und Pantheismus von weitreichender Bedeutung, der eine Stiltradition und ein neues Lebensgefühl einleitete. In damals unerhörten freien, rhythmisierten Versen reichte seine Palette vom bekenntnishaft Hymnischen bis zu impressionistischer Beschreibungskunst und kosmischem Sehertum.

Gedichteauswahl:
Aus dem wallenden Ozean der Menge (Sehnsuchtsgedichte).

Wilhelm, Richard - 10.5.1873, Stuttgart - 2.3.1930, Tübingen. Nach Theologiestudium Vikar, 1899-1921 als Missionar und Pfarrer überwiegend in China, wo er sich auch intensiv mit der Sprache beschäftigte. Zunehmende Konzentration auf die Sinologie, Lehrtätigkeit an den UIniversitäten in Peking und ab 1924 in Frankfurt/Main. - Wilhelm war ein Pionier in der Vermittlung chinesischer Kultur nach Europa, seine Übertragungen machten weite Kreise mit der chinesischen Literatur bekannt.

Übersetzungen:
Du Fu: Leuchtkäfer (Abschiedsgedichte); Laotse: Ein Land mag klein sein...(Politische Gedichte); Laotse: Herrscht ein ganz Großer... (Politische Gedichte); Laotse: Ohne aus der Tür zu gehen... (Religiöse Gedichte); Laotse: Waffen sind unheilvolle Geräte... (Kriegsgedichte); Laotse: Wenn auf Erden alle das Schöne... (Gedichte zum Nachdenken); Wang We: Herbstabend im Gebirge (Trauergedichte).

Winterfeld, Paul von - 30.8.1872 - 4.4.1905, Belzig. Lyriker und Altphilologe, publizierte 1905 einen Band "Gedichte" und etliche wissenschaftliche Arbeiten. Starb in einer Lungenheilanstalt.

Übersetzungen:
Notker der Stammler: Auf Ostern (Ostergedichte).

X

Xenien - Ausgehend von Altgriechischen Wort Xenion (=Gastgeschenk) bezeichnete der Meister des römischen Epigramms, Martial, seine bewusst harmlosen, als als Gast- und Küchengeschenke dienenden Distichen, als Xenia. Diese gaben Vorlage und Namen für Goethes und Schillers gemeinsam verfasste Sammlungen von scharfen und satirischen Kurzgedichten (Beispiele: Goldnes Zeitalter, Das deutsche Reich; An die Philister).

Z

Zille, Heinrich - 10.1.1858, Radeburg bei Dresden - 9.8.1929, Berlin. Der Sohn eines Uhrmachers lebte ab 1867 in Berlin, wo er als Grafiker, Zeichner und Fotograph große Berühmtheit und Popularität erlangte. Dies begründete sich vor allem auf seine ebenso liebevollen wie sozialkritischen Milieustudien des Berliner Proletariats.

Gedichteauswahl:
Wie herrlich ist es... (SMS-Gedichte).

 

 

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