Ernst Toller - Das Schwalbenbuch

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Ernst Toller 1893-1939

1919-1924: Festung

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1919
12. Januar: Toller scheitert als Landtagskandidat der USPD im rechtsrheinischen Bayern, Eisner erlebt ein Wahldebakel.

Februar: Delegierter Münchens beim Berner Kongress der Zwei­ten Sozialistischen Internationale.

Eisner wird in München ermordet.

März: Toller wird Vorsitzender der bayerischen USPD.

6./7. April: Ausrufung der Räterepublik Bayern in München durch den Revolutionären Zentralrat. Toller wird dessen Vorsitzender, hat also das oberste Amt der Räteregierung inne und signiert ihre Erlasse.

13. April: Die Kommunisten unter Führung von Eugen Leviné putschen gegen die Räteregierung, Toller verliert seine Ämter und stellt sich als Soldat zur Verfügung.

Er wird plebiszitär gewählter Abschnittskommandant der Roten Armee bei Dachau.

16. /17. April: Siegreiches Gefecht um Dachau.

26. April: Weil die kommunistische zweite Räteregierung keinen Verhandlungsfrieden mit der Bamberger Landtagsregierung will, gibt Toller das Kommando ab.

Ende April: Toller unterbindet Lynchjustiz am Eisner-Mörder Graf Arco-Val­ley und SPD-Führer Auer, befreit nach Erschießungen im Luitpold-Gymnasium die restlichen dort gefangen Gehaltenen.

1. Mai: Nach der Eroberung Münchens durch Freikorps und Reichstruppen taucht er in verschiedene Verstecke unter und wird steckbrieflich gesucht. Ca. 1000 Menschen werden in den folgenden Tagen von den Eroberern ermordet, darunter Gustav Landauer.

4. Juni: Nach Denunziation wird Toller in Schwabing verhaftet und ins Gefängnis Stadelheim am Stadtrand Münchens gebracht.

5. Juni: Der KPD-Führer Eugen Leviné wird nach einem Kriegsgerichtsurteil hingerichtet.

14.-16. Juli: Ein Standgericht beim Landgericht München verurteilt Toller wegen „Hochverrat aus ehrenhaften Motiven“; die Anwendung lediglich der Mindeststrafe von 5 Jahren Festungshaft ist wohl der Fürsprache vieler Prominenter zu verdanken, z.B. Thomas Mann, Max Weber, Romain Rolland.

24. September: Überführung in das provisorische Festungsgefängnis Eichstätt.

30. September: Tollers Schauspiel Die Wandlung wird in Berlin uraufgeführt, erlebt 115 Aufführungen und bis 1924 fünf weitere Inszenierungen in Deutschland.

Oktober: Das zweite Theaterstück Masse – Mensch entsteht im Eichstätter Gefängnis. Als erste Buchveröffentlichung erscheint Die Wandlung im Kiepenheuer-Verlag.

Toller verfasst außerdem Gefängnislyrik und das Puppenspiel Die Rache des verhöhnten Liebhabers.

 

1920
Januar: Als Samotschin unter polnische Hoheit fällt, verlassen die Tollers die Stadt.

Die bayerische Landesregierung bietet Toller anlässlich der 100. Aufführung von Die Wandlung die Begnadigung an; er lehnt ab und fordert eine allgemeine Amnestie.

3. Februar: Einlieferung ins Festungsgefängnis Niederschönenfeld bei Rain/Lech, wo die verurteilten linksgerichteten Gefangenen zusammengezogen werden.

6. Februar: Toller fungiert bei den Landtags- und Reichstagswahlen als erster Ersatzmann für die USPD.

15. November: Das zweite Drama Masse – Mensch wird im Nürnberger Stadttheater uraufgeführt. Die bayerische Landesregierung verbietet nach Prügeleien unter den Zuschauern weitere Aufführungen.

 

1921
Niederschrift des Dramas Die Maschinenstürmer.

Der Sonettenkreis Gedichte der Gefangenen erscheint in München.

21. Juni: Toller rückt für den ermordeten USPD-Fraktionsführer Karl Gareis in den bayerischen Landtag nach, wird für sein Mandat aber nicht beurlaubt.

29. September: Premiere der richtungweisenden Jürgen-Fehling-Produktion von Masse – Mensch an der Berliner Volksbühne; es folgen etwa 70 Vorstellungen und 17 weitere Inszenierungen in acht Ländern während der nächsten drei Jahre.

Oktober: Die erste Fassung der Tragödie Der deutsche Hinkemann entsteht.

 

1922
Juni: Die endgültige Fassung des „Hinkemann“ abgeschlossen.

30. Juni: Die Maschinenstürmer wird im Großen Schauspiel Berlin uraufgeführt.

Juli/August: Eine Generalamnestie der deutschen Reichsregierung für politische Häftlinge tritt in Kraft, die in Bayern ignoriert wird.

6. August: Das Massenspiel Bilder aus der großen französischen Revolution wird auf dem 25. Gewerkschaftsfest in Leipzig gezeigt.

Die USPD ist nach mehreren Abspaltungen zur Splitterpartei geworden; Toller engagiert sich fortan parteipolitisch nicht mehr.

 

1923
Winter: Arbeit an der Komödie Der entfesselte Wotan.

8. Mai: Die Rache des verhöhnten Liebhabers bei der Freien Volksbühne Jena uraufgeführt.

Sommer: Das Schwalbenbuch entsteht.

7. August: Das Massenspiel Krieg und Frieden wird auf dem 26. Gewerkschaftsfest in Leipzig unter freiem Himmel gezeigt.

19. September: Der deutsche Hinkemann im Alten Thea­ter Leipzig uraufgeführt; dort folgen etwa 50 Vorstellungen sowie 38 Inszenierungen in 13 Ländern während der nächsten neun Jahre.

 

1924
17. Januar: Die „Hinkemann“-Produktion des Staatstheaters Dresden wird wegen nationalistischer Störer bei der Premiere nicht mehr gezeigt.

10. Februar: Auch im Wiener Raimund-Theater bleibt es nach dem Versuch von Nationalisten, die geschlossene Vorstellung zu erstürmen, bei nur einer „Hinkemann“-Aufführung.

April: Weitere „Hinkemann“-Skandale in Delitzsch/Sachsen und im Berliner Residenz-Theater.

Der lyrische Zyklus Das Schwalbenbuch erscheint im Potsdamer Kiepenheuer-Verlag, das späterhin meistübersetzte Werk Tollers. Das von der Gefängnisleitung beschlagnahmte Manuskript hatte ein entlassener Mitgefangener herausgeschmuggelt.

15. Juli: Entlassung aus Niederschönenfeld und sofortige Ausweisung aus Bayern; heimlich nach Thüringen abgeschoben, zieht Toller nach Berlin.

18. Juli: Vom Berliner Publikum bejubelt sieht er mit „Hinkemann“ erstmals ein eigenes Stück auf der Bühne.

3. August: Das Massenspiel Erwachen wird auf dem Leipziger Gewerkschaftsfest in seiner Anwesenheit gezeigt. Ebenfalls hält Toller eine Rede zum 10. Jahrestag des Kriegsausbruchs vor einem Massenpublikum.

16. November: Die Komödie Der entfesselte Wotan wird im Bolschoi-Theater Moskau uraufgeführt.

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